Trockenmauern in der Frühgeschichte
Von den ersten Kultstätten in Anatolien bis zur ältesten Stadtmauer in Jericho – Trockenmauern prägten schon in der Frühgeschichte Mensch und Landschaft.
Göbekli Tepe – die ältesten Kultbauten
Die frühesten bekannten Trockenmauern stammen aus Göbekli Tepe in Anatolien (ca. 9.600–8.800 v. Chr.). Dort umschlossen Steinmauern monumentale Pfeiler in kreisförmigen Anlagen. Sie dienten rituellen Zwecken und gelten als die ältesten Monumentalbauten der Menschheit. Damit markiert Göbekli Tepe den Beginn des Trockenmauerns im kultischen Kontext.
Jericho – die erste befestigte Stadt
Wenig später entstand in Jericho (Tell es-Sultan) die älteste bekannte Stadtmauer der Welt, datiert um 8.000 v. Chr. Zusammen mit dem bis zu 8,5 Meter hohen Steinturm zeugt sie von der frühen Nutzung von Trockenmauern als Schutz- und Befestigungsanlagen. Jericho steht damit für den Ursprung des städtischen Bauens mit unvermörtelten Steinen.
Megalithische Bauten in Europa
Im Laufe des Neolithikums breitete sich die Trockenbautechnik nach Europa aus. In Irland entstanden Ganggräber wie Newgrange, in der Bretagne Dolmen und Menhire. Diese Monumente wurden aus tonnenschweren Steinen gefügt und zeigen das Wissen prähistorischer Baumeister. Auch wenn sie vorrangig Grabanlagen waren, sind ihre Trockenmauern technisches wie kulturelles Erbe.
Alltagsarchitektur
Nicht nur Kult- und Grabbauten entstanden in Trockenbauweise. Das neolithische Dorf Skara Brae auf den Orkney-Inseln zeigt, wie Mauern für Wohnräume und Siedlungsstrukturen genutzt wurden. Die Steinwände, die teilweise bis heute erhalten sind, dienten als Schutz vor Wind und Kälte und sind ein eindrucksvolles Beispiel für die Anpassung von Trockenmauern an alltägliche Bedürfnisse.
Übergang zur Antike
Die frühen Bauwerke von Jericho, Göbekli Tepe, den Megalithanlagen und Skara Brae verdeutlichen, wie vielfältig Trockenmauern schon in der Frühgeschichte genutzt wurden. In der anschließenden Bronze- und Eisenzeit entstanden monumentale Beispiele wie die mykenischen Zyklopenmauern, die Nuraghen Sardiniens oder die Naveta des Tudons. Sie bilden ein wichtiges Bindeglied und zeigen den Weg hin zu den technisch ausgefeilten Mauerwerken der Antike.
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Quellen
UNESCO (o. D.): Ancient Jericho / Tell es-Sultan
Ancient Origins (2014): The Tower of Jericho: The Oldest Monumental Building in the World
Ancient Origins (2015): Megalithic Monuments of Europe
Merchant & Makers (2016): A Brief History of Dry Stone Walls
NABU (o. D.): Trockenmauern als Gartenelemente
Wikipedia (o. D.): Tell es-Sultan, Göbekli Tepe, Megalithic Temples of Malta, Pentre Ifan, Skara Brae, Dry stone