Trockenmauern im Mittelalter
Vom Weinberg bis zur Burg – Trockenmauern formten im Mittelalter Landschaft und Gesellschaft.
Trockenmauern in mittelalterlichen Landschaften
Im Mittelalter wurden Trockenmauern zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Kulturlandschaft Europas. Sie dienten der Terrassierung, der Abgrenzung von Feldern und Weiden sowie dem Schutz vor Bodenerosion. Besonders in Weinbauregionen wie dem Rheingau oder dem Tessin entstanden weitläufige Mauersysteme, die bis heute prägend sind.
Burgen und Befestigungen
Auch im Wehrbau spielte Trockenmauertechnik eine Rolle. Frühmittelalterliche Burgen, Motten und Wehranlagen nutzten teils unvermörteltes Mauerwerk in Fundamenten oder Außenbereichen. Beispiele finden sich in den keltisch-romanischen Übergangsbauten im Alpenraum. Später kombinierte man Trockenmauern mit Mörtel, um massivere Strukturen zu erreichen.
Klöster und Kulturlandschaften
Klöster waren im Mittelalter Zentren der Landnutzung und prägten ihre Umgebung mit Mauern, die Weinberge, Obstgärten und Nutzflächen gliederten. Trockenmauern wurden bewusst angelegt, um Terrassen für den Weinbau zu schaffen, wie es etwa in der Wachau oder am Bodensee belegt ist. Sie verbanden religiöse Architektur mit nachhaltiger Landschaftsgestaltung.
Alltag und Landwirtschaft
Neben den großen Bauwerken blieben Trockenmauern vor allem Alltagsstrukturen. Bauern nutzten sie, um Vieh einzuzäunen, Grundstücke zu markieren oder Hänge zu sichern. Besonders in den Mittelgebirgen und in alpinen Regionen entstanden dichte Netzwerke, die Siedlungen und Felder miteinander verbanden – eine sichtbare Ordnung in einer Zeit des Wandels.
Übergang ins Spätmittelalter
Bis ins Spätmittelalter hinein blieben Trockenmauern wichtige Elemente der Kulturlandschaften. Während städtische Bauwerke zunehmend Mörtel nutzten, hielten sich Trockenmauern auf dem Land als flexible und langlebige Bauweise. Viele heute noch sichtbare Strukturen gehen auf diese Epoche zurück und zeigen die enge Verbindung zwischen Natur, Technik und Gesellschaft.
Copyright Fotos: Public Domain, Gabriel González, Donna Elliot
Quellen
NABU (o. D.): Trockenmauern – ökologische Elemente im Garten
Wikipedia (o. D.): Dry stone, Weinbau in der Wachau, Burg Aggstein, Kloster Maulbronn
UNESCO (2013): Maulbronn Monastery Complex
Merchant & Makers (2016): A Brief History of Dry Stone Walls
Ancient Origins (2015): Medieval Stone Walls and Their Legacy