Trockenmauern in der jüngeren Geschichte
Vom Verfall zur Wiederentdeckung – wie Trockenmauern im 20. Jahrhundert neues Leben erhielten.
Wandel im 20. Jahrhundert
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts verloren Trockenmauern in vielen Regionen an Bedeutung. Neue Baumaterialien wie Beton und Stahl sowie moderne Maschinen verdrängten traditionelle Bauweisen. Viele Mauern verfielen, da Pflege und Erhalt arbeitsintensiv waren. Dennoch blieben sie in einigen ländlichen Regionen unverzichtbarer Bestandteil der Kulturlandschaft.
Funktionsverlust
Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg beschleunigte sich der Rückgang. Landwirtschaftliche Flächen wurden durch maschinelle Bewirtschaftung zusammengelegt, Zäune ersetzten Mauern. In städtischen Räumen galten Trockenmauern zunehmend als Relikte vergangener Zeiten. Nur in kleineren Bergregionen hielten sich ihre praktischen Vorteile länger.
Wiederentdeckung
Ab den 1970er Jahren begann eine systematische Wiederentdeckung. Archäologen (u.a. die Archäologieabteilung der Universität Newcastle) , Landschaftsplaner und Naturschützer erkannten die Bedeutung von Trockenmauern für Ökologie und Kulturerbe. Sie wurden nicht nur als historische Strukturen, sondern auch als Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschätzt. Erste Initiativen zum Erhalt wurden gestartet und u.a. der BBC World Service wurde auf das Thema aufmerksam.
Pioniere der Wiederbelebung
Besondere Impulse gaben Persönlichkeiten wie Richard Tufnell, der das Trockenmauern in Großbritannien wieder popularisierte, oder Marianne Hassenstein und Rainer Vogler, die es im deutschsprachigen Raum etablierten. Durch Kurse, Publikationen und Netzwerke gelang es ihnen, das Wissen zu sichern und neue Generationen für diese Technik zu begeistern.
Trockenmauern heute
Seit Ende des 20. Jahrhunderts gelten Trockenmauern nicht nur als Teil des Kulturerbes, sondern auch als nachhaltige Bauweise. Sie finden Anwendung im Landschaftsbau, im Wein- und Obstbau sowie in ökologischen Projekten. Mit der Anerkennung als UNESCO-Kulturerbe 2018 wurde ihre Bedeutung weltweit unterstrichen und ihr Fortbestand langfristig gestärkt.
Copyright Fotos: Public Domain, Christoph Neumann, Marianne Hassenstein, Luis Gherasim, Charlie Green
Quellen
Merchant & Makers (2016): A Brief History of Dry Stone Walls
Smithsonian Magazine (2023): The Ancient Craft of Dry Stone Walling Still Holds Appeal
UNESCO (2018): Art of dry stone walling, knowledge and techniques